Einladung zu einem GHGO-Anlass

Worum geht es?

Wenn man seine Familie erforscht, so möchte man in der Regel mehr als nur eine Datenbank anlegen oder eine Stammtafel erstellen. Geburts- und Sterbejahre, die Anzahl der Kinder, Heiratsdaten und Wohnorte sind zwar alles interessante Informationen, aber letztlich ergibt das bloss eine ziemlich nüchterne und trockene Auflistung von vielleicht hunderten von Vorfahren und Anverwandten; nur eine Grabsteinsammlung - wie das eine Berufsgenealogin einmal ausdrückte.

Ich wollte mich bei den Recherchen zu meiner Oswald-Familie aus Oberaach nicht mit den Angaben aus den Kirchenbüchern begnügen. Sie waren als Grundlage unverzichtbar, aber ich nahm mir vor, möglichst viele biographische Details zu finden. Material, mit dem ich einzelne Lebensgeschichten besser nachzeichnen und verstehen konnte.

Bei drei Personen war meine Ausbeute besonders ergiebig. Drei Oswald-Auswanderer, die dem Bauerndorf Oberaach in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Rücken zukehrten. Zwei abenteuerlustige Söhne eines Leinenwebers: Hans Conrad (1790-1848), der zuhause seine achtköpfige Familie sitzen liess und in Polen ein neues Leben begann sowie Hans Jakob (1805-1878), den es nach Stationen auf Malta, in Konstantinopel und Algerien nach Brasilien zog. Und dann ein zweiter Hans Conrad, welcher sich später John C. nannte (1824-1905). Er brachte es in Minneapolis/Amerika so sehr zu Ruhm, Vermögen und Ansehen, dass es ihm in den darauf folgenden Jahren noch drei weitere Geschwister und zwei Neffen gleichtun wollten. Mit weniger Erfolg.

Meine Spurensuche, mit der ich mich einige Jahre beschäftigte, brachte viele Überraschungen zutage. Die Nachkommen des ersten Hans Conrad fand ich bei den deutschen Umsiedlern, die 1940 aus Bessarabien von Hitler „heim ins Reich“ geholt wurden. Hans Jakobs Sohn Henrique Oswald erhielt 1952 in Brasilien eine eigene Briefmarke und von John C. konnte ich eine Aufnahme auftreiben, auf der er 1874 stolz über die soeben erhaltene US-Staatsbürgerschaft mit seiner Familie im Fotoatelier posiert.

Ich freue mich, Ihnen diese drei Herren am 1. Oktober 2022 im Staatsarchiv Thurgau vorstellen zu dürfen.

Beat Oswald, Sirnach