Fürstabt Pankraz Vorster
Am Samstagnachmittag, 7. Oktober 2023 14:00 Uhr, hat sich ein schönes Grüppchen in St. Gallen-Winkeln eingefunden. Die Einladung hat uns einen Einblick in das Leben und Werk von Pankraz Vorster, dem letzten Fürstabt von St. Gallen, versprochen. Auch etwas Genealogisches wurde in Aussicht gestellt!
Lorenz Hollenstein, alt Stiftsarchivar (St. Gallen-Pfäfers), referierte in sehr interessanter Form aus dem Leben dieser interessanten Persönlichkeit. Auch das Genealogische kam nicht zu kurz. Wie der seit 15 Jahren sich im Ruhestand befindende Referent herausgefunden hat, stammte Pankraz Forster ursprünglich aus Bütschwil. Sein Grossvater wurde im Toggenburger Dorf geboren und stieg vom Koch in die Oberschicht der Stadt Wil auf. Das Wiler Bürgerrecht wurde ihm vorerst zwar verweigert.
Am 31. Juli 1753 wurde Pankraz Vorster in Neapel geboren und starb am 9. Juli 1829 im Kloster in Muri (AG). Er war der Sohn von Joseph Zacharias Vorster, Hauptmann in neapolitanischen Diensten, und der Gräfin Anna Maria Rosa Berni. Als Knabe kam er mit seiner Schwester zur Erziehung zu Verwandten in die Schweiz. Wie auch seine Schwester Jakobea war Vorster der deutschen Sprache nicht mächtig und musste diese zuerst erlernen.
Hier einige Eckdaten, welche aus dem von Lorenz Hollenstein verfassten Beitrag im HLS stammen: 1771 feierte er Profess in der Benediktinerabtei St. Gallen, 1777 wurde er zum Priester geweiht. Pankraz Vorster zählte zu den führenden Kräften in der Opposition des Konvents gegen Fürstabt Beda Angehrn, der ihn 1788 in die breisgauische Aussenbesitzung Ebringen versetzte. 1796 wurde Pankraz Vorster zum Fürstabt von St. Gallen gewählt. Es gelang ihm nicht, die revolutionäre Bewegung im Klosterstaat zu unterdrücken. Nach dem Verlust der Landesherrschaft im Februar 1798 fand Vorster über Umwege in Wien Zuflucht. Als im Frühjahr 1799 die österreichischen Truppen die Franzosen aus der Ostschweiz zurückdrängten, kehrte er in sein Kloster zurück. Er machte sich daran, die früheren Herrschaftsverhältnisse der Fürstabtei wiederherzustellen. Doch bereits nach vier Monaten gewannen die französischen Revolutionstruppen wieder die Oberhand, der Abt musste erneut fliehen.
Während Vorster sich noch jahrelang erfolglos um die Wiederherstellung der Fürstabtei bemühte, schuf sein Gegenspieler Karl Müller-Friedberg, der bis 1798 ein hoher Beamter der Fürstabtei gewesen war, mit Unterstützung der Franzosen zielstrebig den neuen Kanton St. Gallen. Im Mai 1805 beschloss der Grosse Rat des Kantons die Aufhebung des Klosters. Allein gelassen in seinen Bestrebungen wurde Vorster vom Wiener Kongress weiter enttäuscht, der ihm indes eine grosszügige Pension zusprach. Von 1819 bis zu seinem Tod lebte er im Kloster Muri. In der Forschung wird Vorster vorgeworfen, er trage wegen seiner hartnäckigen Verweigerung des Verzichts auf die Landesherrschaft die Hauptverantwortung für den Untergang des Klosters auch als geistliche Gemeinschaft.
Der Referent hat uns viele Fakten sowie auch einiges an neuen Erkenntnissen in spannender Form vermittelt. Nach einem verdienten Applaus bedankte sich Lorenz Hollenstein für die Einladung und fügte bei, dass dies ein würdiger Anlass für seinen allerletzten Vortrag gewesen sei!
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