Bernecker Ökumene
Auf den Samstagnachmittag, 10. Juni 2023 14:00 Uhr hat die GHGO einmal mehr nach Berneck eingeladen und angekündigt, dass das GHGO-Mitglied Jakob Schegg (früherer Gemeindepräsident von Berneck) über das Gegen-, Neben- und Mit-Einander in Berneck berichtet.
Dieser Einladung folgte dann eine kleine Gruppe an Mitgliedern und Gästen. Es muss nun nicht spekuliert werden, ob das wunderschöne Wetter schuld an der eher bescheidenen Beteiligung war. Ganz sicher ist, dass alle Abwesenden einen aussergewöhnlichen geschichtlichen Einblick verpasst haben. Mit verschiedenen Sichten berichtet Jakob Schegg in attraktiver Art und Weise über Meilensteine zwischen der ersten schriftlichen Erwähnung von Berneck im Jahre 892 und der aktuellen Zeit. Eindrücklich! Beeindruckend! Interessant!
Der Inhalt der Ausführungen kann nicht zusammengefasst weitergegeben werden – darum erlaube ich mir unzusammenhängend einige Aussagen im Telegrammstil weiterzugeben:
- Kirchhöri Bernang
Die Pfarrei Bernang/Bernegg/Berneck umfasste ursprünglich weite Gebiete:
Lustenau bis 1306, Widnau bis 1504, Oberegg bis 1655, Reute bis 1690, Diepoldsau bis 1728, Schmitter bis 1791 und Au bis 1804! - Berneck lebte mit zwei St. Gallen
- Fürstabtei St. Gallen, katholisch, mit dem Fürstabt und dem Kloster als Lehensgeber im Rheintal
- Stadt St. Gallen, sie wird evangelisch, mit Bürgermeister und Spitalamt als Gutsverwalter im Rheintal
- Mit der Reformation kam das erste grosse Gegeneinander – und damit auch eine neue Art von Einflüssen von aussen! Die altgläubigen fünf Orte UR/SZ/UW/LU/ZG haben 1524 ihre Rheintaler Landvögte angewiesen: «die lutherisch-zwinglische, irrige und verkehrte Lehre im Rheintal auszureuten, zu strafen und niederzudrücken».
- Während der Fasnacht 1530 bewilligte der Lustenauer Hofammann Zoller das Tanzen in einem Wirtshaus in der Au. Die Bernanger haben das Tanz-Verbot Ernst genommen! Dies führte zu einem Streit über die Zuständigkeit des Gerichts und einer Kraftprobe zwischen den religiösen Gegnern, dem hohenemsischen Gericht mit dem katholischen Graf Mark Sittich und dem reformierten Rheintaler Hoch-Gericht in Altstätten.
- Eindrücklich ist, was das Hofgericht in Bernang bestrafte! Zum Beispiel:
- Am heiligen Ostertag Wäsche aufgehängt
- Während dem Gottesdienst laut Kalb vorbeigetrieben
- Sich mit Win überladen
- Zu spät Hochzit gehalten
- Bereits 1394 wird ein Schulmeister in Bernang erwähnt. Schon um 1600 ist im Erdgeschoss vom evangelischen Pfarrhaus durch den Prädikanten Schule gehalten worden. 1861 wurde das neue evangelische Schulhaus auf dem Lindenplatz eingeweiht und 1863 das neue katholische Schulhaus Bünt. Die beiden konfessionellen Schulen sind unter der Leitung vom jeweiligen Pfarrer gestanden und haben bis zur Schul-Verschmelzung auf den 1. Januar 1980 weiter existiert!
- 1625 + 1626 wurden drei katholische Bernanger Frauen als Hexen verurteilt und auf der Richtstätte Altstätten hingerichtet. Nicht nur dazu gab es die Fakten – auch zu Aberglaube und Gesundbeterei erläuterte der Referent Beispiele aus einem handgeschriebenen Spruch-Büchlein eines bäuerlichen Bernecker Gesund-Beters. Darin konnte nach dem Vortrag sogar geblättert werden!
- Nach ersten Diskussionen zum Übergang von der Simultan-Kirche Bernang zu eigenen Kirchen für die beiden Konfessionen im Jahre 1905 dauerte es dann bis 1937 (Einweihung der evangelischen Kirche) und 1938 (Kirchweihe der prächtig renovierten katholischen Kirche). Dazu gab es noch ein Gedicht im Bernecker Dialekt zum Güggel auf dem Dach der katholischen Kirche!
Und das waren jetzt nur Bruchteile, die aber andeuten können, wie vielfältig die Ausführungen waren! Sehr eindrücklich. Das war aber auch die Gelegenheit nach dem Vortrag Originalbücher dazu einzusehen.
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